Eigentlich hatte ich sie regelrecht feiern wollen, die Equitana 2017. Gab es um die Jahreswende noch erheblich Probleme bei den Vorbereitungen unserer Messepräsenz in Puncto Projektpartner und Standgestaltung, lösten sich diese Anfang des Jahres nach und nach auf. Gab es auch innerhalb des Standpunkt.Pferd Teams im Vorfeld noch einige Dissonanzen, so wurden auch diese mit dem Heranrücken des Messetermins überwunden. Ein starkes Team war an der Arbeit und es wurde wahnsinnig viel bewegt. Spannende Dinge zeichneten sich ab.

Ich persönlich fühlte mich gut vorbereitet und auch meine Pferde waren gut vorbereitet, schließlich hatten wir das ganze Jahr für diese Messe trainiert. Hatte ich auf der letzten Messe noch vier Pferde dabei, waren es diesmal nur zwei, auch das wirkte entspannend. Dennoch sind die Tage direkt vor der Messe immer geprägt von Hektik und Betriebsamkeit. Vieles muss bedacht werden, tausend Kleinigkeiten müssen zusammengestellt und die Pferde müssen in einen Topzustand versetzt werden.

Und gleich hier fingen die Probleme an. Mein Schimmel Justiciero war nicht sauber zu bekommen. Sein weißes Fell war am Bauch und an den Flanken mistbraun verfärbt und diese Farbe ließ sich mit nichts entfernen. Einige Wochen zuvor hatten wir den Liegeplatz in unserem Offenstall mit einer neuen braunen Sandschüttung aufgefüllt und dieser in Verbindung mit Urin war vermutlich der Grund für diesen intensiven Färbeprozess. Haarspezialisten wurden bemüht, Spezialshampoos besorgt, Waschpulver eingesetzt und Bleichmittel ausprobiert – nichts half. Mit solch einem dreckigen Pferd wollte ich keine Show machen. Ich überlegte ernsthaft, die Pferde zu Hause zu lassen. Schließlich rang ich mich doch durch sie mitzunehmen.

Der Transport, die Ankunft auf der Messe und auch die Vorbereitungen im Camp und auf dem Stand liefen hervorragend. Samstag sollte die Messe beginnen.

Gerne arbeite ich auf den Messen meine Pferde morgens vor dem Frühstück schon mal ein wenig durch, so auch an diesem Tag. Und hier passierte es. Ich wollte eben mal kurz auf eines meiner Pferde aufspringen. Im Sprung hörte ich einen leichten Knall und ein heftiger Schmerz durchzuckte meinen rechten Oberschenkel. Ich fiel zu Boden und konnte weder stehen noch laufen. Niemand sonst war im Abreitezelt der mir helfen konnte. Nach einigen vergeblichen Telefonversuchen konnte ich schließlich Reinhold erreichen. Aber noch dauerte es eine Weile bis er kam, denn man wollte ihn nicht mit dem Auto auf das Stallgelände lassen.

Nachdem er die Pferde versorgt hatte, ging es ins Krankenhaus. Heftige Schmerzen plagten mich im Oberschenkel, dazu kam noch ein heftiger Krampf in der Wade, der mich an die Grenzen meiner Belastbarkeit brachte. Nach längerer Zeit erschien dann ein Arzt, nach Untersuchung, Schmerzinfusion, Röntgen und Ultraschall stand fest: es war ein Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkelmuskel. Die Messe schien für mich gelaufen noch bevor sie angefangen hatte.

Die Überlegung war, nach Hause zu fahren oder trotz allem durchzuhalten, wenn auch an Show nicht zu denken war. Ich entschied mich für Letzteres.

Steffi und Christoph übernahmen meine Showtermine und Reinhold meine Pflege. Er brachte mich mit dem Auto zur Messe und holte mich wieder ab, er unterstützte mich in allen Dingen – ohne ihn wäre nichts gegangen. Und es gab noch viele andere gute Engel auf der Messe, viele beteten für mich, andere boten mir Medikamente, Therapien und Massagen an. Es war schön, so umsorgt zu sein. Durch meine Gehbehinderung war ich weitestgehend an den Stand gebunden, denn mit Krücken kommt man nicht wirklich weit. Das hatte den Vorteil, dass ich meist hier anwesend und somit für alle möglichen Leute verfügbar war.

Und noch nie habe ich auf einer Messe so viele Glaubensgespräche geführt wie auf dieser. Wiederholt kamen Menschen auf mich zu mit der Bitte, ihnen etwas über meinen Glauben zu erzählen. Am Dienstag war Ausstellerabend, das Team von SRS hatte alle Projektpartner von Standpunkt.Pferd, aber auch die umliegenden Aussteller, zu einem gemütlichen Abend eingeladen. Von Esther Schroth moderiert, gaben einige von uns über ihren Glauben. Auch hier war Gottes Geist stark am Wirken. Es folgten Gespräche und Nachfragen und viele vom Team machten ähnliche Erfahrungen wie ich.

Es gäbe noch viel zu erzählen, aber das würde bei weitem den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Der Einsatz auf der Equitana war eine gelungene Sache und der Verbund mit Standpunkt.Pferd gibt uns ungeahnte Möglichkeiten, unseren Glauben an den lebendigen Herrn in die Welt des Pferdesports hinein zu tragen. Gott hat diesen Weg über viele Jahre vorbereitet. Lange Jahre waren wir Exoten auf dieser Messe, heute sind wir eine anerkannte Gemeinschaft, die man bewundert. Selbst bekannte Größen der Szene kommen gerne zu uns.

So habe ich diese Messe anders gefeiert als ich es mir gedacht hatte, nicht als ein lockeres Showevent, sondern als ein Glaubensfest.

Übrigens, Show machen durfte ich trotzdem. Nach vier Tagen der Reitabstinenz wollte ich es wissen und siehe da, das Reiten ging besser als das Laufen.

Diese Messe war phantastisch, intensiv, beglückend, schmerzhaft und voll des pulsierenden Lebens. Und wieder einmal durften wir erfahren, wie Gott segnet, wenn viele Menschen ihre Talente für die gemeinsame Sache einsetzen. Danke allen die dabei waren, in direkter oder indirekter Weise – direkt anwesend, betend an den unterschiedlichsten Orten oder zu Hause, um den Akteuren den Rücken frei zu halten.

Unser Gott tut Großes – lasst es uns auch weiterhin von Ihm erwarten.

Peter Pfister

 

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